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80 an den Anfang der Kreditbeziehung zurückzugehen und den "Film nochmals abspu- len zu lassen". Gerade dafür nimmt man sich aber in der Hektik des Tagesgeschäfts selten die erforderliche Zeit, so dass ein grosses Lernpotential ungenutzt bleibt. 6.3.4 Organisationale Lernhindernisse Wenn Mitarbeiter aus ihren Fehlern zuwenig lernen, muss dies nicht unbedingt indi- viduelle Ursachen haben, sondern die Lernhindernisse können auch von der Organi- sation selbst hervorgerufen sein. Nachstehend sind einige organisationale Faktoren aufgeführt, welche ein Lernen aus Kreditverlusten erschweren. • In einer Angstkultur bestehen in der Regel ungünstige Voraussetzungen, aus Misserfolgen zu lernen. Anstatt die aufgetretenen Fehler zu analysieren und Schwachstellen zu beseitigen, konzentriert man sich auf die Suche nach Sünden- böcken. Die Tendenz zur Fremdattribution und zum "ballistischen" Verhalten wird in einer solchen Kultur verstärkt. • Die im Kreditgeschäft üblichen langen Bewilligungsprozesse setzen das Verant- wortungsgefühl des einzelnen Mitarbeiters herab. Wenn man sich für einen Ver- lust nicht verantwortlich fühlt, wird man auch keinen Anlass sehen, Fehler im ei- genen Verantwortungsbereich zu suchen. Einer klaren Verantwortungsregelung kommt deshalb für die Auslösung von Lernprozessen eine hohe Bedeutung zu. • Einseitig ausgerichtete Anreizsysteme, welche die Risikokomponente im Kredit- geschäft zu wenig berücksichtigen, stellen ein weiteres organisationales Lernhin- dernis dar. Werden die Mitarbeiter nicht anhand objektiver Kriterien an den von ihnen zu verantwortenden Risiken gemessen, sinkt der Anreiz, sich mit den eige- nen Fehlern systematisch auseinanderzusetzen. • Bei hohen Fluktuationsraten gehen Erfahrungen aus früheren Verlusten verloren und müssen immer wieder neu erworben werden. Das Lernen aus Verlusten wird auch erschwert, wenn die früheren Entscheidungen nicht von derjenigen Person getroffen worden sind, die heute mit den entsprechenden Konsequenzen konfron- tiert ist. Aus den eigenen Erfahrungen lernt man in der Regel wesentlich mehr als aus den Erfahrungen Dritter. Mitarbeiter, die häufig die Stelle wechseln, kommen deshalb kaum je in Berührung mit ihren eigenen Fehlentscheidungen.

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