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161 8.4 Eskalierende Bindung an ein gefährdetes Kreditengagement: Lösungsansätze Eine eskalierende Bindung an einen Kredit entwickelt sich oft langsam und wird nicht ohne weiteres wahrgenommen, weil mit jeder Entscheidung die nächste prä- judiziert wird.17 Auf individueller und organisationaler Ebene bestehen aber ver- schiedene Möglichkeiten, ein verlustreiches Festhalten an einem Engagement zu verhindern. Diese sind im folgenden näher zu beschreiben. 8.4.1 Identifizierung von Eskalationsgefahren Die Unterscheidung, ob eine normale oder bereits eine eskalatorische Entwicklung vorliegt, ist in der Praxis nicht immer einfach. Bei der Interpretation von Frühwarn- signalen oder der Entscheidung über weitere Kreditzusagen ist es deshalb ratsam, sich die bisherige Entwicklung eines Engagements nochmals vor Augen zu führen. Eine Durchsicht der alten Kreditprotokolle deckt oft Ungereimtheiten in der bishe- rigen Entwicklung, unerfüllte Erwartungen und falsche Annahmen auf. Wird ein Fall im Zeitraffer gesehen, erkennt man oft, dass eine Unternehmung nur deshalb noch existiert, weil sie von der Bank mit Überschreitungen, Überbrückungskrediten oder dem Erlass von Amortisationen gestützt wurde. Man sollte sich darüber hinaus periodisch die folgende Frage stellen: "Würde ich das Engagement weiterführen, wenn ich es heute von einem Vorgänger übernehmen müsste?" Viele Bankiers bereinigen ein Portefeuille von Altlasten, wenn sie es von einem Vorgänger übernehmen, um später nicht die Verantwortung für dessen nicht realisierte Verluste übernehmen zu müssen. Auch wenn es sich dabei nicht um einen Stellenwechsel handelt, zwingt die Frage doch zu einer selbstkritischen Einschät- zung des Umgangs mit einem bestimmten Kreditgeschäft. 8.4.2 Erkennen von Manipulationsstrategien des Kunden Die oben besprochenen Eskalationsfaktoren bewirken, dass der Bankier in einer Kri- se für Hoffnungssignale sehr empfänglich ist. Er muss sich aber bewusst sein, dass 17 Vgl. Staw, B.M. / Ross, J.: Knowing when to pull the plug, in: HBR, März/April 1987, S. 71.

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