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258 These 7: Die Abkehr vom "12-Augen-Prinzip" setzt auch einen Wandel der Kreditkultur voraus. Lange Entscheidungswege, eine ungenügende Aufgabendifferenzierung sowie die breite Streuung der Verantwortung haben das Verhalten, Denken und die Werthal- tungen im Kreditgeschäft in erheblichem Masse geprägt. Sie haben zu einer Kredit- kultur geführt, welche die Beschäftigung mit bankinternen Problemen in den Vor- dergrund gerückt und das Augenmerk von den Umweltentwicklungen und Kunden- bedürfnissen abgelenkt hat. Bürokratische Entscheidungsprozesse ohne ersichtliche Wertschöpfung erweisen sich in einer Zeit abnehmender Kundenloyalität und erhöh- ter Konkurrenz immer mehr als dysfunktional. Eine Abkehr vom "12-Augen- Prinzip" setzt darum auch eine Veränderung der Kreditkultur voraus. Die Strukturen und Prozesse sind nicht mehr auf die Vermeidung aller Verluste auszurichten (was ohnehin nicht dem Charakter des Kreditgeschäfts entspricht), sondern der meisten. Nur unter diesen Voraussetzungen legen Mitarbeiter die Risiken eines Geschäfts of- fen und werden nicht dazu gezwungen, sich nach allen Seiten abzusichern. Das be- wusste Eingehen von Risiken muss dabei zusätzlich durch eine klare Zuordnung der Verantwortung und entsprechende Anreizsysteme unterstützt werden. These 8: Portfolioüberlegungen werden wichtiger, ersetzen aber die Einzelfall- betrachtung nicht. Die empirisch gefundenen Verlustursachen zeigen, dass die Qualität der Kreditpor- tefeuilles in hohem Mass von der Qualität bzw. der Analyse und Überwachung der Einzelengagements abhängig ist. Der Portfolio-Approach für sich alleine garantiert die Portefeuille-Qualität darum nicht und nützt auch wenig, wenn an der Kreditfront immer wieder schlechte Kredite gemacht werden. Eine systematische Portfoliopoli- tik wird aber dennoch wichtiger, weil die Chancen und Risiken auf makroökonomi- scher Ebene nur in einem "Top-down"-Approach erfasst werden können. Dass den gesamtwirtschaftlichen Aspekten bei der Zusammensetzung des Kreditportefeuilles eine immer grössere Bedeutung zukommt, zeigt These 1. These 9: Kreditkrisen werden im Aufschwung verursacht - oder vermieden. Die Qualität des Risiko-Managements zeigt sich grösstenteils erst in der Rezession, so dass man im Aufschwung dazu neigt, von bewährten Regeln abzuweichen und die Kontrolle der Risiken zu vernachlässigen. Eine Strategie gegen die Rezession muss daher bereits im vorangehenden Aufschwung einsetzen. Die Entscheidungen, welche die Qualität des Kreditportefeuilles beeinflussen, werden in der Regel in der

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