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74 wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer hypothesengerechten oder selektiven Informationsauswahl.6 Die Tendenz zur selektiven Informationsauswahl ist besonders in jenen Fällen zu beobachten, wo sich eine Erhöhung des Bonitätsrisikos abzuzeichnen beginnt. Die Tatsache, dass Frühwarnsymptome oft zu spät wahrgenommen werden, ist wohl vielfach auf solche Abschottungstendenzen gegenüber neuen Informationen zurück- zuführen. Watzlawick bietet zwei Erklärungen, weshalb der Mensch zur Abdichtung bisheriger Hypothesen gegen Einflüsse von aussen neigt.7 Wenn man nach langen Analysen von einem bestimmten Sachverhalt überzeugt ist, kann der darin investierte emotio- nale Einsatz ein Hindernis sein, neuen Tatsachen ins Auge zu sehen. Statt bisherige Ansichten den neuen Fakten anzupassen, werden diese für unwahr oder unbedeutend erklärt. Im weiteren sucht der Mensch nach einer Ordnung im Ablauf der Gescheh- nisse, und sobald er eine solche Ordnung gefunden hat, versucht er diese durch se- lektive Informationsauswahl immer wieder zu bestätigen. Leider führen solche Wahrnehmungsfilter auch im Kreditgeschäft immer wieder zu Fehlbeurteilungen von Situationen und Menschen, weil gerade kleine Abweichungen manchmal grosse Auswirkungen auf das Kreditrisiko haben. 6.2.3 Trend- und Strukturextrapolation Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich unsere Prognosen über zukünftige Entwick- lungen vielfach als falsch erweisen. Dies ist auf zwei Tendenzen unseres Denkens zurückzuführen, welchen auch viele Fehlbeurteilungen im Kreditgeschäft zugrunde liegen. • Trendextrapolation Bei der Trendextrapolation wird eine gegenwärtige Entwicklung linear in die Zu- kunft fortgeschrieben.8 Auch in Kreditunterlagen werden Trendänderungen selten in Betracht gezogen. Der Boom im Bereich der Immobilienfinanzierungen in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre stellt hier nur ein Beispiel dar. Wenn Trendän- 6 Vgl. Dörner, D.: Die Logik des Misslingens, 1992, S. 134f. 7 Watzlawick, P.: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?, 1978, S. 66f. und S. 83f. 8 Vgl. dazu Dörner, D.: Die Logik des Misslingens, 1992, S. 199f. sowie S. 253f.

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