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ePaper created 2015-01-13, 18:42:48 | version 1.34.00
71 6. Kapitel Lernen aus Kreditverlusten 6.1 Einführung Erfahrene Bankiers wissen zu berichten, im Kreditgeschäft würden immer wieder ähnliche Fehler begangen. Es ist daher zu befürchten, dass die Banken auch aus den Kreditverlusten der achtziger Jahre zu wenig lernen werden und die alten Fehler be- reits in der nächsten wirtschaftlichen Aufschwungphase wieder auftreten. Dies deu- tet jedoch darauf hin, dass das Problem weniger in den Besonderheiten des Kredit- geschäfts an sich als in den Schwierigkeiten des Menschen zu suchen ist, aus den eigenen Fehlern fundamental etwas zu lernen. In einer Zeit des konstanten Wandels ist die Frage nicht mehr, ob eine Bank lernt, sondern, wie schnell und wie frühzeitig sie lernt.1 Auch im Kreditgeschäft könnte sich die Geschwindigkeit, mit der die Organisation als Ganzes lernt, als ein ent- scheidender Wettbewerbsvorteil herausstellen.2 Man kann es sich daher kaum noch leisten, vergangene Fehler zu wiederholen. In diesem Kapitel werden zunächst eini- ge Gründe aufgezeigt, weshalb in komplexen Situationen immer wieder ähnliche Fehler begangen werden und warum es Menschen so selten gelingt, aus diesen etwas zu lernen. Darauf aufbauend wird mit dem institutionalisierten Lernen ein Konzept vorgestellt, welches ein Lernen aus Verlusten im ganzen Kreditgeschäft verankern hilft. 6.2 Typische Fehler in komplexen Situationen Einem Kreditverlust liegen zumeist mehrere Fehler zugrunde, die für einen Aussen- stehenden im nachhinein manchmal schwer nachvollziehbar sind. Wenn sich einfa- che Fehler aber selbst bei qualifizierten Mitarbeitern einschleichen, müssen die Ur- sachen wohl eher im Bereich der Psychologie denn bei den scheinbar ungenügenden Fähigkeiten gesucht werden. Es lohnt sich daher, einige typische menschliche Fehl- leistungen etwas eingehender zu beleuchten. 1 Vgl. De Geus, A.: Planning as Learning, in: HBR, März/April 1988, S. 70 - 74. 2 Vgl. dazu Stata, R.: Organizational Learning - The Key to Management Innovation, in: SMR, Spring 1989, S. 63 - 74.