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162 dem Kunden damit zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten offenstehen.18 Aus schiefgelaufenen Krediten lassen sich mehrere Strategien herausschälen, wie Kun- den die Bank zum Festhalten an einem Engagement verleiten können, obwohl die Fakten eigentlich einen Ausstieg nahelegen: • Vorlegen positiv gefärbter Informationen. Um sich ein genaueres Bild von der tatsächlichen Lage des Schuldners machen zu können, verlangt der Geldgeber beim Auftreten von Frühwarnsignalen in der Regel zusätzliche Informationen. Positive Zahlen und Angaben erhält er sofort, negative werden erst gegeben, wenn der Schuldner sie nicht mehr zurückhalten kann. Viele Kunden liefern auch gleich die Interpretation mit und betonen vor allem diejenigen Tatsachen, welche zu Hoffnung Anlass geben: steigende Umsatzzahlen, kurz vor dem Abschluss ste- hende Grossaufträge, erfreulich verlaufende Gespräche mit weiteren Investoren usw. Die Bank lässt sich vom Optimismus des Kreditnehmers dann oft anstecken. • Schaffung vollendeter Tatsachen. Mit diesem auch als "Salamitaktik" bezeichne- ten Vorgehen wird eine vollendete Tatsache an die andere gereiht. Keine dieser Massnahmen ist für sich genommen aber so schwerwiegend, dass die Bank zum Äussersten schreitet. In der Praxis zeigt sich dies darin, dass der Bank Probleme erst in dem Moment präsentiert werden, in welchem eine Lösung besonders drin- gend ist. Plötzlich kommen beispielsweise Rechnungen zum Vorschein, welche sofort beglichen werden müssen. Die Bank wird damit vor die Wahl gestellt, durch weitere Kredite oder Überschreitungen das Problem zu beheben oder den Konkurs des Schuldners zu riskieren. In einer solchen Situation neigt man dann leicht dazu, dem Kunden nochmals eine Chance zu geben. • Die Verantwortung abschieben. Die Schuld an der misslichen Situation wird den äusseren Umständen (Rezession, ausbleibende Lieferungen, ungenügende Zah- lungsmoral der Abnehmer) zugeschoben, um von den eigenen Schwächen abzu- lenken.19 Die Lösung des Problems wird von Handlungen Dritter abhängig ge- macht, und wenn die Schwierigkeiten nicht fristgerecht behoben werden können, lässt sich die Schuld auf andere abwälzen. • Der Bank die Illusion vermitteln, sie könne die Situation kontrollieren. Die Kri- senbewältigung wird so dargestellt, als ob sie ausschliesslich eine Frage zusätzli- 18 Die meisten Manipulationsversuche erfolgen keineswegs absichtlich, sondern erklären sich aus dem Umstand, dass der Kunde den gleichen Eskalationsmechanismen ausgesetzt ist wie der Bankier. 19 Vgl. auch die Ausführungen zur Fremdattribution in Abschnitt 6.3.2.

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