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115 • Ausbildung, (Branchen-)Erfahrung und Zusammensetzung des Managements Der Direktionspräsident in Fall 3 war bis anhin nur kurze Zeit in der Industrie tä- tig gewesen und verfügte über keine Branchenerfahrung. Trotzdem setzten die meisten Banken sehr hohe Erwartungen in die neue Führung. Es bestätigt sich auch an diesem Beispiel, dass Erfolge ohne spezifische Branchenkenntnisse heute nur noch selten möglich sind. Negativ wirkte sich daneben aus, dass kein Ge- schäftsleitungsmitglied der Wärme AG über Erfahrungen im Umgang mit Unter- nehmenskrisen verfügte, so dass die notwendigen Sanierungsmassnahmen viel zu spät eingeleitet wurden. Da in einer Krisensituation zum Teil ganz andere Fähig- keiten gefragt sind als bei normalem Geschäftsgang, fehlte deshalb eine Füh- rungskraft, welche das Steuer vielleicht noch hätte herumreissen können. Bei grösseren Firmen sollte auch die Zusammensetzung der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates sowie die Art und Weise der Zusammenarbeit der beiden Organe hinterfragt werden. Im vorliegenden Fall blieben beispielsweise die Rolle des Verwaltungsrates sowie die Fähigkeiten der übrigen Geschäftsleitungsmit- glieder (bis auf den Finanzchef) weitgehend unbekannt. Wegen ihrer einseitigen Ausrichtung auf den Direktionspräsidenten haben die Banken dessen Einfluss auf wichtige unternehmerische Entscheidungen lange Zeit überschätzt. • Planungs- und Entscheidungsfähigkeiten des Managements Im Falle der Wärme AG zeigt es sich, wie wichtig es für die Bank ist, die Pla- nungsfähigkeiten des Managements kritisch zu hinterfragen. Dies sollte anhand einer Diskussion schriftlich formulierter strategischer Pläne und Budgets gesche- hen. Die Wärme AG hat sich jedoch nur immer mündlich zu strategischen Über- legungen geäussert - ein Symptom dafür, dass ihr eine klare Marschrichtung ge- fehlt hat, mit welcher die Unternehmung aus der Krise hätte herausgeführt werden können. Wenn das Management keinen schriftlichen Geschäftsplan (Business Plan) vorlegen kann, hat es sich sehr wahrscheinlich nicht im notwendigen Mass mit der Zukunft des Unternehmens sowie dessen finanziellen Verpflichtungen auseinandergesetzt. Bei kleineren Schuldnern zeigen sich die Planungsfähigkeiten oft schon bei einer Diskussion der Budgets und Liquiditätspläne. Die Wärme AG ist ein Beispiel dafür, wie den eigentlichen Kernproblemen der Unternehmung immer wieder ausgewichen wird. Manche Kreditnehmer sind zwar in wirtschaftlich günstigen Situationen sehr entscheidungsfreudig, schieben aber schwierige Entscheidungen in Krisenphasen immer wieder hinaus.

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