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ePaper created 2015-01-13, 18:42:48 | version 1.34.00
141 Die in Abbildung 7.9 gezeigte Berechnung des Kapitalbedarfs für das Umlaufver- mögen empfiehlt sich vor allem bei neugegründeten Firmen, bei welchen die Liqui- ditätsplanung noch nicht an Vorjahreszahlen anknüpfen kann. Für die Kreditanalyse ergeben sich aus den vorstehenden Überlegungen aber auch für bestehende Unternehmungen wertvolle Anknüpfungspunkte zur Plausibilisierung der Höhe und Ursachen eines Finanzierungsgesuchs55: 1. Grundsätzlich führen drei Faktoren zu einem höheren Kapitalbedarf aus dem Umlaufvermögen: • eine Steigerung des Umsatzes pro Zeiteinheit • eine Erhöhung der Aufwendungen für Fertigungslöhne, Materialien und Ge- meinkosten je Produkteinheit • eine Verlängerung des Umsatz-Zyklus aufgrund längerer Debitorenfristen, längerer Durchlaufzeiten der Produktion, kürzerer Zahlungsziele der Kredito- ren oder einer längeren Lagerhaltung. Die bisherigen Ausführungen zeigen, dass das Verhältnis von (Netto-) Umlauf- vermögen zu Nettoumsatz konstant bleibt, wenn sich die Kapitalbindungsfristen nicht ändern und die Aufwendungen für Fertigungslöhne, Material und zah- lungswirksame Gemeinkosten proportional zum Umsatz verlaufen.56 Bei der Analyse des Kreditzwecks ist daher zu untersuchen, wie diese Faktoren zum veränderten Liquiditätsbedarf des Schuldners beigetragen haben. Im allge- meinen birgt eine Finanzierung im Zusammenhang mit längeren Kapitalbin- dungsfristen höhere Risiken (z.B. schlechtere Zahlungsmoral der Debitoren) als aufgrund einer Umsatzsteigerung. Bei längeren Kapitalbindungsfristen sollte die Bank deshalb das Cash- und Debitorenmanagement sowie die Effizienz der Pro- duktionsprozesse des Schuldners untersuchen. 55 Vgl. dazu auch Boemle, M.: Unternehmungsfinanzierung, 7. Auflage 1986, S. 37f. 56 In der Praxis handelt es sich bei den Gemeinkosten allerdings häufig um fixe bzw. sprungfixe Kosten, so dass der Kapitalbedarf bei einer Umsatzausweitung tiefer, bei einer Umsatzkontrak- tion (als Folge der Kostenremanenz) höher ausfallen kann.