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160 8.3.3 Organisationale Faktoren Ein weiterer Grund, weshalb an einem sich verschlechternden Kredit festgehalten wird, ist auf ein gewisses Trägheitselement in Organisationen zurückzuführen.14 Veränderungen werden oft als etwas Negatives erlebt, und ein Ausstieg aus einem Kreditengagement bringt kurzfristig meist Unannehmlichkeiten, einen zusätzlichen Aufwand und verärgerte Kunden mit sich. Jede Bankfiliale hat Kunden, mit welchen sie in der Vergangenheit überproportionale Erträge erwirtschaftet hat. Wenn sie ei- nem solchen Kunden kündigt, verliert sie eine wichtige Einnahmequelle, welche in einem gesättigten Markt schwierig zu ersetzen ist. Manchmal erscheint es deshalb einfacher, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Eskalierende Entwicklungen werden massiv begünstigt, wenn die Kreditkultur Verluste bestraft. Aussagen wie "In unserer Bank gibt es keine schlechten Kredite!" führen dazu, dass die Mitarbeiter Angst haben, neue Risiken ihren Vorgesetzten zu melden.15 Wenn die Karrierechancen eines Mitarbeiters bei einem Misserfolg über- proportional sinken oder ihm gar der Verlust des Arbeitsplatzes droht, wird er nicht dazu bereit sein, eine Fehlentscheidung frühzeitig offenzulegen.16 Der Mitarbeiter entscheidet dann aus seiner Sicht durchaus rational, wenn er am Engagement fest- hält, da er nur noch etwas zu gewinnen, aber nichts mehr zu verlieren hat. Die Kre- ditkultur sollte denjenigen bestrafen, der Risiken zu spät meldet, und denjenigen be- lohnen, welcher rechtzeitig auf eine mögliche Krise hinweist. Dies macht aber auch neue Formen der Mitarbeiterqualifikation notwendig. Die Stärke einer Kreditkultur zeigt sich immer darin, wie schnell negative Informationen in der Hierarchie nach oben wandern. 14 Vgl. Staw, B.M. / Ross, J.: Knowing when to pull the plug, in: HBR, März/April 1987, Seite 70f. Die Autoren sprechen von "administrative inertia". 15 Ulrich, W.: Verhaltensbeobachtungen im Kreditgeschäft, in: Bühler, W. / Schuster, L. (Hrsg.): Kreditinformations- und Kreditüberwachungssysteme, 1988, S. 178. 16 Vgl. Staw, B.M. / Ross, J.: Knowing when to pull the plug, in: HBR, März/April 1987, S. 70.

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