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60 Zu einer zusätzlichen Streuung der Verantwortung kommt es dort, wo Kreditent- scheidungen durch Kreditausschüsse gefällt werden. Kollektiventscheidungen zie- hen vielfach eine erhöhte Risikobereitschaft nach sich (risky-shift), weil die Verant- wortung bei einem Fehlschlag auf mehrere Personen verteilt ist.23 Kreditausschüsse sind ohnehin meistens zu weit von den Fakten entfernt und deren Mitglieder finden kaum die Zeit, sich eingehend mit dem Schuldner zu befassen.24 5.2.3 Mängel im Prozess der Kreditbewilligung Die langen Bewilligungsprozesse im Kreditgeschäft führen dazu, dass sich die ver- schiedenen Instanzen zu stark auf die Analysen der Vorinstanzen verlassen. Oft geht man fälschlicherweise davon aus, mit der Zahl involvierter Stellen müsse sich auch der Kreditentscheid verbessern. Auf diese Weise kann es zu einer eigentlichen Dif- fusion der Verantwortung kommen, bei der sich jeder auf den andern verlässt und niemand die Verantwortung übernimmt. Lange Kreditbewilligungsprozesse führen auch zu Problemen beim Informationsfluss. Die Aussagekraft von Informationen kann sich wesentlich verändern, wenn diese über mehrere Instanzen weitergegeben werden. Weil jede Instanz die Informationen wieder etwas anders beurteilt und ge- wichtet, kommt es unweigerlich zu einer kumulativen Selektion bei der Informa- tionsweitergabe. Die zur Organisation der Kreditbewilligung befragten Bankiers ha- ben mehrere Beispiele dafür geliefert, dass der Informationsfluss zwischen den ver- schiedenen Bewilligungsinstanzen oftmals noch ungenügend ist25: • Man erhalte viele Kreditanträge, bei denen Informationen fehlen und deshalb Rückfragen bei der Front notwendig machten. • Es gebe eine "Manie" der Frontstellen, "kofferweise" unverarbeitete Informatio- nen nach oben zu schicken. Bei einem Verlust könne man dann immer darauf verweisen, der oberen Instanz seien ja alle Fakten bekannt gewesen. 23 Vgl. dazu die Ausführungen und Literaturhinweise bei Staehle, W.: Management, 4. Auflage, 1989, S. 266ff. 24 Wuffli, P.A. / Hunt, D.A.: Fixing the credit problem, in: The McKinsey Quarterly, 2/1993. 25 Vgl. dazu die ausführliche Darstellung der Befragungsergebnisse im 9. Kapitel.

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