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94 7.2.1.4 Integration von Analyse und Intuition Es wurde im Abschnitt 6.2.4 berichtet, dass die analytische Beurteilung der Kredi- te im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs zunehmend von einem intuitiven Vorge- hen verdrängt wurde. In der Zwischenzeit werden Kredite wieder vermehrt anhand klar definierter Kriterien analysiert. Wenn man unter Zeitdruck steht, den Kunden zu kennen glaubt oder sich sonst "sicher" fühlt, tendiert man aber nach wie vor da- zu, der Intuition bei der Entscheidungsfindung ein zu starkes Gewicht beizumes- sen. Der Begriff Intuition stammt vom lateinischen "intueri" und bedeutet soviel wie "Eingebung", "Anschauung" oder "nicht durch Reflexion erworbene Erkennt- nis". Ein vorwiegend intuitiv geprägtes Vorgehen ist gefährlich, weil damit wich- tige Einzelaspekte übersehen und Denkfehler wie die in Abschnitt 6.2 beschriebe- nen wahrscheinlicher werden. Die Intuition und Analyse bilden im Kreditgeschäft keine Gegensätze, sofern sie sich sinnvoll ergänzen. Das Kreditgeschäft ist ein Beziehungsgeschäft, welches sich analytisch nie ganz erfassen lässt. Gerade in Krisensituationen kann es entscheidend sein, die Übersicht zu bewahren und dem Kunden gegenüber den richtigen Ton zu finden. Wenn die einzeln analysierten Bonitätsfaktoren in ihrer Vernetztheit erfasst und zu einem abschliessenden Kreditentscheid geführt werden müssen, spielt die Intuition eine wichtige Rolle. Manche Bankiers haben dann einen Kredit schon we- gen eines unguten Gefühls abgelehnt, obwohl sie analytisch zu einem anderen Re- sultat gekommen sind. Letztendlich sollte die Intuition aber nur auf der Basis einer kriteriengeleiteten Analyse ins Spiel gebracht werden. 7.2.1.5 Erhöhung der Informationsansprüche Eine differenzierte Risikobeurteilung ist nicht möglich, wenn die dazu notwendigen Informationen fehlen oder ungenügend sind. In diesem Sinne stellen das Risiko- und Informationsmanagement zwei Seiten derselben Medaille dar. Die Informationsan- sprüche müssen inskünftig nicht nur höher sein, sondern dem Kunden gegenüber auch konsequenter durchgesetzt werden. Dabei gilt es, zwischen dem Wünschbaren und dem Notwendigen zu unterscheiden. Es schadet der Kundenbeziehung, wenn vom Kreditnehmer Informationen verlangt werden, welche dieser zur Führung sei- ner Unternehmung nicht benötigt. Das gegenseitige Vertrauen ist eine notwendige, aber keine hinreichende Vorausset- zung für die Gewährung eines Kredits. Wer nichts zu verbergen hat, liefert auch die notwendigen Informationen; wer die verlangten Informationen nicht liefern kann oder will, verdient das Vertrauen der Bank nicht.

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