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56 gewährung darstellt, wurde insgesamt stark vernachlässigt.10 Aufgrund der einseiti- gen Ausrichtung auf die Persönlichkeit oder den Bekanntheitsgrad des Kreditneh- mers erfolgte die Analyse der Managementqualitäten, der Marktstellung und der Un- ternehmungsstrategien zudem meistens nicht mit der notwendigen Tiefe. Den Banken wird immer wieder der Vorwurf gemacht, sich bei der Bonitätsanalyse zu stark von den Jahresabschlüssen leiten zu lassen.11 Die Resultate der empirischen Untersuchung relativieren diese Kritik allerdings: Kreditverluste sind nicht deshalb entstanden, weil man sich zu stark auf die Jahresabschlüsse gestützt hat, sondern weil diese zu unkritisch analysiert wurden. Verluste sind auch darum entstanden, weil dem eigentlichen Kreditzweck zuwenig Beachtung geschenkt wurde und Darlehen für nicht ertragbringende Vorhaben ein- gesetzt wurden. Das Substanzdenken der achtziger Jahre hat darüber hinaus bewirkt, dass die Frage nach der Tragbarkeit von Zinsen und Rückzahlungen völlig in den Hintergrund getreten ist. Dies erlaubte es zahlreichen Schuldnern, sich bei geringem Eigenkapitaleinsatz hoch zu verschulden.12 Bei der Gestaltung der Kreditverträge wurden zudem nur selten alle Massnahmen ausgeschöpft, mit welchen das Risiko hätte reduziert werden können. Das zu späte Erkennen von Risiken zeigte sich in einer zu optimistischen Einstufung der Kredite im Risikoklassensystem. Die Ergebnisse der Verlustursachenanalyse deuten darauf hin, dass die Vorwarnzeiten mit durchschnittlich ein bis zwei Jahren wesentlich länger sein dürften, als gemeinhin angenommen wird. Eine amerikani- sche Studie zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass neutrale Kreditexperten im Vergleich zu den Kreditsachbearbeitern oft zu wesentlich schlechteren Kreditratings gelangen.13 Die Risikoklassifizierung der Kreditsachbearbeiter stimmt interessan- terweise umso weniger mit derjenigen der neutralen Kreditexperten überein, je mehr sich die Risiken eines Kredits erhöhen. 10 So bemerkt auch Heinzmann, M.: Bewältigung von Problemengagements, in: Schweizer Bank, 8/1994, S. 46ff., die Kreditfähigkeit sei höher gewichtet worden als die Kreditwürdigkeit. 11 Vgl. dazu Abschnitt 2.2.1.1. 12 Auch Schmid, H.: Die Kreditbewertung der Banken im Wandel, in: Der Schweizer Treuhän- der, 6/1994, S. 473 - 478, stellt fest, dass der Grundsatz einer angepassten Eigenfinanzierung vielfach verletzt worden sei. 13 Wyman, W.W.: How to Improve Credit Risk Management, in: JCBL, September 1991, Seite 20 - 31.

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