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159 schwierig sein, sich eine Fehlentscheidung einzugestehen. Um sich ein positives Selbstbild zu bewahren, hält er am gefährdeten Engagement fest und erhöht den Kredit womöglich, um ihn doch noch zu retten. Dabei ist der erste Verlust oftmals der kleinste. • Wahrnehmungsverzerrungen Die Wahrnehmung sich langsam abzeichnender Krisen bereitet sowohl Banken und als auch Kreditnehmern immer wieder Schwierigkeiten. Diese Wahrneh- mungsprobleme veranschaulicht die Parabel vom gekochten Frosch.12 Wenn man einen Frosch in eine Pfanne mit kochendem Wasser wirft, springt er sofort wieder heraus. Setzt man ihn jedoch in eine Pfanne, in welcher sich Wasser mit Zimmer- temperatur befindet, verhält er sich ruhig. Erwärmt man nun das Wasser langsam, fühlt sich der Frosch zunächst immer noch wohl. Mit zunehmender Temperatur wird der Frosch jedoch zusehends passiver, und obwohl ihn nichts daran hindert, bleibt er in der Pfanne und verschmort. - Frösche sind auf schlagartige Umwelt- veränderungen sensibilisiert, welche eine unmittelbare Gefahr für ihr Überleben darstellen. Menschen haben ebenfalls Mühe, langsame Entwicklungen wie die ei- ner Unternehmenskrise als solche wahrzunehmen13, so dass Frühwarnsignale häu- fig zu spät erkannt werden. Die aufgeführten Wahrnehmungsprobleme akzentuieren sich im Kreditgeschäft dadurch, dass mit zunehmender Dauer einer Geschäftsbeziehung die kritische Distanz zum Kunden verloren gehen kann. Die wachsende gegenseitige Sympa- thie, das stärkere Vertrauen und die höhere Anerkennung der Leistung des andern führen dazu, dass die Bank von den fundamentalen Problemen des Kunden abge- lenkt wird. Aufgrund der empirisch untersuchten Verlustpositionen gewinnt man zudem den Eindruck, dass sich die Kreditsachbearbeiter mit der Zeit an die hohen Kreditlimiten und die damit verbundenen Risiken gewöhnt haben. 12 Senge, P.M.: The Fifth Discipline, 1993, S. 22. 13 Senge, P.M.: The Fifth Discipline, 1993, S. 23: "Learning to see slow, gradual processes re- quires slowing down our frenetic pace and paying attention to the subtle as well as the dramatic. [...] We will not avoid the fate of the frog until we learn to slow down and see the gradual proc- esses that often pose the greatest threats."

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