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125 Die Computer AG hat bei gegebener Marktattraktivität und vorhandenen Wettbe- werbsvorteilen mehrmals eine Strategie gewählt, welche im Gegensatz zu den Normstrategien in Abbildung 7.3 stand. Bei der Bonitätsanalyse hätten wohl die fundamentalen Änderungen in der strategischen Ausrichtung sehr viel kritischer hin- terfragt werden müssen. Dabei hat sich der Wandel vom Informatikberater über den Software-Entwickler zum Hardware-Händler fast unbemerkt vollzogen. Die Folge davon war, dass der Kundin in all diesen Jahren eine klare strategische Positionie- rung gefehlt hat. Das Kreditengagement der Computer AG beinhaltete aufgrund der einseitigen Abhängigkeit vom Absatzerfolg der Softwarelösung sowie der Bindung an einen einzigen PC-Hersteller darüber hinaus noch ein zusätzliches Risikopotenti- al. Bei der Analyse der Wettbewerbsvorteile und der Marktattraktivität sind die Chan- cen und Risiken gegeneinander abzuwägen, welche dem Geschäft des Kunden zugrunde liegen. Die Bank muss im Gespräch mit dem Kreditnehmer abklären, wo dieser die unternehmerischen Herausforderungen und Risiken sieht und wie er sie anzupacken gedenkt. Realistisch betrachtet muss man allerdings feststellen, dass der Kreditsachbearbeiter aufgrund seines fehlenden Branchenwissens vielfach nicht in der Lage ist, dem Kunden als kompetenter Gesprächspartner gegenüberzutreten. Die Produkte und Märkte des Kunden sind dem Bankmitarbeiter oftmals fremd, so dass er auf eine zentrale Unterstützung angewiesen ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er sich einseitig auf die Aussagen und Unterlagen des Schuldners stützen muss, ohne diese plausibilisieren zu können. Eine zentrale Unterstützung der Kreditfront sollte mindestens drei Aspekte umfas- sen: 1. Der Front müssen die wichtigsten Einflussfaktoren (key drivers) bekannt sein, welche die Erfolgsaussichten einer Branche bestimmen. Aufgrund der kurzen Produktelebenszyklen von Software-Versionen ist es in dieser Branche zum Beispiel entscheidend, über sehr kurze Entwicklungszeiten und einen raschen Marktzugang zu verfügen. Diese Voraussetzungen waren im Falle der Com- puter AG nicht gegeben. Mit zentral abrufbaren Brancheninformationen wird es im Rahmen der Bonitätsanalyse möglich, eine Evaluation der Stärken und Schwächen des Schuldners sowie eine Beurteilung seiner Wettbewerbsvortei- le vorzunehmen.

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