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76 die Methoden eine Zeitlang bewährt haben, kann es zu einer Überschätzung der Wirksamkeit dieser Methoden kommen. Dies ist gefährlich, da oft bereits die Ände- rung eines kleinen Umstandes ganz andere Massnahmen nötig macht. Im Kreditgeschäft beruht das immer wieder kritisierte "Denken in Sicherheiten" auf einem solchen Methodismus. Die "Methode" vereinfacht die Kreditanalyse wesent- lich, da lediglich der Verkehrswert der Sicherheit korrekt ermittelt und den bankin- ternen Weisungen entsprechend belehnt werden muss. Das Gefährliche am "Denken in Sicherheiten" ist darin zu sehen, dass man mit dieser Methode in einer wirtschaft- lichen Aufschwungphase recht lange erfolgreich sein kann. Der kurzfristige Erfolg verstärkt sogar noch die Überzeugung, über ein bewährtes Verfahren zu verfügen. Diese Methode funktioniert allerdings in der Mehrzahl der Fälle nur solange gut, als die Deckung nicht verwertet werden muss. Mit zunehmender Dauer des wirtschaftlichen Aufschwungs machte sich im Kredit- geschäft der achtziger Jahre ein sich verstärkendes Sicherheitsgefühl breit und führte in vielen Fällen zur Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und Methoden. Aus Kreditdossiers wird dies klar erkennbar: Je länger der wirtschaftliche Aufschwung dauerte, desto mehr wurde das analytische Vorgehen durch eine intuitive Beurtei- lung der Engagements ersetzt. Dies zeigte sich beispielsweise darin, dass die in den Entscheidungsunterlagen dokumentierten Analysen vielfach kürzer wurden, obwohl die eingegangenen Risiken höher waren als zuvor. Weil in der Aufschwungphase lange Zeit keine nennenswerten Kreditausfälle auftra- ten, verstärkte sich der Risikoappetit. Bewährte Regeln und Grundsätze wurden wohl von manchem Kreditmitarbeiter in der Überzeugung verletzt, diese gälten nur noch für die "Unerfahrenen" im Kreditgeschäft. Das intuitive Vorgehen signalisierte dabei die eigene Kompetenz; auf Sicherheitsvorschriften war man nicht mehr ange- wiesen und konnte rasche Entscheidungen "aus dem Bauch heraus" treffen. 6.3 Warum wir aus Fehlern nichts lernen Die Ausführungen des letzten Abschnitts haben zu zeigen versucht, dass unser Den- ken und Handeln in komplexen Situationen zahlreichen Mechanismen unterliegt, welche immer wieder zu ähnlichen Fehlern führen. Da diese bis zu einem gewissen Grad vorprogrammiert sind, lassen sie sich nicht so einfach korrigieren. Dies alleine erklärt allerdings noch nicht, weshalb sich die Geschichte im Kreditgeschäft regel- mässig wiederholt.

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